
Schwimmende Hirsche und Rad fahrende Fische – intensives Irland
„Irland? Warum nicht…?“
So etwa fing die Planung für meinen bisher wohl besten Roadtrip an. In neun Tagen quer durchs Land und entlang der Küsten hatte ich mir im Oktober 2018 vorgenommen. Es wären deutlich mehr Tage geworden, wenn ich gewusst hätte wie wunderschön Irland wirklich ist. Im Internet liest man häufig Superlative und Übertreibungen darüber, aber ich versichere dir, das ist alles noch maßlos untertrieben.
Was schwimmende Hirsche und Fische auf Fahrrädern mit Irland zu tun haben, erzähle ich dir in meinem Reisebericht über dieses traumhafte Roadtrip-Land.

9 Tage Zeit für 1000 Möglichkeiten
In 9 Tagen wollte ich Dublin, Galway, Kerry, Cork und die dazugehörige Natur sehen. Auf dem Papier hörte sich das zunächst realistisch an, vor Ort habe ich schnell festgestellt, dass es nicht möglich ist, jeder Region die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdient hat. Aber fangen wir vorne an:
Erster Halt: Dublin
Nach einer groben Planung und der Buchung von Flug, Mietwagen und Unterkünften, ging es auch schon los. Am Köln-Bonn Airport startete ich ins Abenteuer Irland. Dort angekommen wurde ich von einem super freundlichen Mitarbeiter der Mietwagenfirma begrüßt. Nach kurzem Smalltalk wurde es dann ernst:
Das erste Mal Linksverkehr, das erste Mal Rechtslenker und dann direkt in die City von Dublin zum ersten B&B. Ich wurde erneut außerordentlich freundlich vom Besitzer in Empfang genommen und war erleichtert, es unfallfrei zum Zielort geschafft zu haben. Nach einer kurzen Stärkung in einem Pub nahe der Unterkunft stürzte ich mich ins Nachtleben von Dublin.
Wo geht das besser als im lebhaften Viertel Temple Bar? Hier reiht sich Pub an Pub und Livemusiker geben sich die Klinke in die Hand. Sofort kam ich mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch. Ob walisische Fußballfans, andere deutsche Touristen oder irischen Studenten, hier treffen die alle Kulturen aufeinander und haben gemeinsam einen tollen Abend. Absolut empfehlenswert!

Hauptstadt bei Tageslicht
Nach dem ein oder anderen Bier in Dublin, stand am nächsten Morgen mein erstes irisches Frühstück an. Dass das Frühstück sehr „gehaltvoll“ ist, wusste ich. Aber dass es gefühlt 3 Mahlzeiten ersetzt, hatte ich nicht erwartet.
Ordentlich gestärkt standen dann Trinity College, Grafton Street, Guinness Storehouse und Temple Bar bei Tageslicht ganz oben auf meiner Liste. Klassiker für den ersten Besuch in der Stadt und definitiv ein “Must See” beim ersten Besuch der Stadt. Der klassische Citytrip war nicht das, worauf ich mich bei meinem Irland Abenteuer am meisten gefreut hatte, aber trotzdem war ich von der kulturellen Vielfalt Dublins positiv überrascht.

Außergewöhnlicher Westen
Die Großstadt hinter mir gelassen, ging es weiter in Richtung der Hafenstadt Galway an der Westküste der Insel.
Auf dem Weg besuchte ich noch das normannische Trim Castle. Hier wurden für den Film Braveheart mit Mel Gibson gleich mehrere Schlösser und Burgen aus unterschiedlichen Kamerawinkeln abgefilmt. Mach auf jeden Fall die Führung mit! Für kleines Geld bekommst du hier einen tollen Ausblick, interessante Funfacts über die Region und den Film und ein wichtiges Stück irischer Geschichte nähergebracht. Nach einem kurzen Halt an der Klosterruine Clonmacnoise am Shannon River, ging es dann an die Westküste.
Ruine der ehemaligen Klosteranlage Clonmacnoise Trim Castle
Welcome to Galway!
Nach Dublin ist Galway wohl eine der bekanntesten Städte Irlands, natürlich nicht zuletzt durch Ed Sheeran mit seinem „Galway Girl“ Song. Aber wofür die Stadt hier eigentlich steht ist die Kunst — in egal welcher Form. Wenn du die Innenstadt betrittst, kommst du nicht an den scheinbar bunt zusammengewürfelten Häusern vorbei. Zusammen mit den vielen Straßenmusikern und Bands vor und in den Cafés, Bars und Pubs, war Galway, besonders wegen der tollen Atmosphäre, die schönste Stadt auf meiner Route.
Mein Tipp an dich ist daher so simpel wie gut: Setz dich unbedingt einfach für eine Stunde vor irgendein Café und lass dich berieseln!
Noch ein kulinarischer “Geheim”-tipp für Galway: Hol dir in der Pizzeria „Dough Bros“ eine der verrückten Pizza-Kreationen. „Hail Caesar“, „Beanus Williams“ oder „The Peter Stinger“ stehen hier auf der Karte.
Bring allerdings etwas Zeit mit.

Highlight : Cliffs of Moher
Von der Pizza und einem erneut ziemlich deftigen Frühstück gestärkt stand die wohl bekannteste irische Sehenswürdigkeit auf dem Programm. Die Cliffs of Moher sind faszinierende Steilklippen über acht Küstenkilometer mit scheinbar unendlich vielen Grünflächen. Die gesamte Strecke bis zum sogenannten „Hag’s Head“ ‑dem südlichsten Punkt der Plateaulandschaft- kannst und solltest du unbedingt abwandern, es lohnt sich! Wenn man hier genau hinschaut, ähnelt die Felsformation dem Kopf einer Frau, die aufs Wasser blickt.
Die Cliffs of Moher sind zwar nicht ganz ungefährlich, bieten aber ein einmaliges Panorama und einen Adrenalinkick der Extraklasse, wenn du ohne Zaun oder Fangnetz am Rand der Klippen stehst.

County Kerry – schönste Region Irlands?
Jeder der einen Roadtrip durch Irland plant, kommt nicht am County Kerry vorbei. Mit dem gleichnamigen Ring of Kerry bietet die Region, meiner Meinung nach, das atemberaubendste Panorama für einen Ausflug mit dem Auto.

Am 5. Tag während meinem Roadtrip in Irland stand dann der 170 Kilometer lange Rundkurs auf meiner Tagesordnung. Im bekannten Ort Killarney startete ich zu den beeindruckenden Seengebieten und Bergen rund um den Ring of Kerry. Unberührte Natur, wunderschöne Ausblicke auf den Atlantik und hübsche kleine Städtchen zeichnen die ganze Strecke und haben sich auf jeden Fall in meinem Gedächtnis verankert. Halte auf jeden Fall immer Ausschau nach den ausgeschilderten “points of view”. Hier bekommst du die besten Eindrücke von der puren Schönheit der Natur des County Kerry und kannst tolle Fotos schießen.
In den vielen kleinen Städtchen lohnt es sich ebenfalls, mal anzuhalten. Waterville, beispielsweise, bietet neben einem der schönsten Küstenabschnitten des Landes auch eine Statue von Charlie Chaplin, da er hier zu Lebzeiten regelmäßig seine Urlaube verbrachte. Fast jeder dieser Orte hat seine ganz eigene kleine aber besondere Geschichte. Nimm dir genug Zeit und finde beispielsweise heraus, wieso der ‘König’ der Stadt Killorglin eine echte Ziege ist.

Tierische Begegnung
Pass allerdings ein wenig auf, wenn du mal anhältst, um ein Foto zu machen oder schließ die Autotüren. Ansonsten kann es dir wie mir ergehen und du hast plötzlich einen tierischen neuen Beifahrer:
Kein Mensch weit und breit zu sehen, saß ich im Auto und aß mein Sandwich, als ich auf einmal Gesellschaft von einem kleinen Hund bekam, der den Fußraum meines Autos einfach nicht mehr verlassen wollte. Nach minutenlanger Überredungskunst und Bestechung mit Teilen meines Snacks, konnte ich den Hund schließlich doch zum Gehen bewegen und weiterfahren.
Gap of Dunloe Tour
Kommen wir jetzt zu meinem landschaftlichen Highlight während dem Roadtrip in Irland. Am sechsten Tag der Reise stand ich morgens um 11 Uhr am Ufer des Lough Leane, Muckross Lake und dem Upper Lake im Killarney Nationalpark. Von hier startete ich mit einer Mischung aus kanadischen Rentnern, nordirischen Paaren und einem Studenten, der von La Réunion kam zu einer 2‑stündigen Motor-Bötchen-Fahrt über die drei Seen.
Nachdem unser Bootsführer einige Infos über die Region und ihre Geschichte erzählte, traute ich meinen Augen nicht. Neben uns schwamm plötzlich ein Hirsch im Wasser. Bis dato wusste ich nicht einmal, dass die Tiere überhaupt schwimmen können. Unser Guide sagte, dass er das in seiner 30-jährigen Karriere als Bootskapitän noch nie erlebt hätte und bisher dachte, dass es eine Legende wäre. Ein wahnsinnig beeindruckendes Bild.
Auf zu Kate Kearney’s Cottage!
Nachdem wir am Upper Lake anlegten, gab es drei Optionen für den Rückweg nach Killarney. Per Pferdekutsche, per Fahrrad oder zu Fuß mussten elf Kilometer zurückgelegt werden bis zum Kate Kearney’s Cottage, einem urigen Pub scheinbar mitten im Nirgendwo. Von hier fährt ein Bus zurück ins Zentrum der Stadt.
Ich entschied mich für den Fußmarsch und wanderte los. Mir war vorher klar, dass der Gebirgspass schmal ist, aber dass er so eng ist, dass nur an ziemlich wenigen Stellen zwei Autos aneinander vorbeipassen, wusste ich nicht. Zum Wandern war der Asphalt natürlich nicht so cool, aber wenn dann gelegentlich doch mal ein Auto oder eine Kutsche kam, war ich ganz froh darüber, dass die Straße einen festen Belag hatte.
Nach 4 Kilometern bergauf folgt der höchste Punkt der Tour, der „Head of the Gap of Dunloe“. Hier hast du einen beeindruckenden Ausblick auf das hinter dir liegende Tal und die malerische Strecke, die dich noch erwartet. Weiter führt die Strecke zur romantischen „Wishing Bridge“, wo die letzte Etappe der Wanderung eingeläutet wird und ich mein wohlverdientes Bier im Kate Kearney’s Cottage schon fast schmecken konnte.

Beinahe zeitgleich kamen alle Reisenden mit den unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln am Pub an und nach interessanten Gesprächen wurden wir per Oldtimer-Bus zurück in die Stadt gebracht. Ein toller Abschluss einer überragenden Tour.
Food-Hauptstadt Cork und der Anfang vom Ende
Nachdem ich das County Kerry hinter mir gelassen hatte, ging es am Folgetag in Richtung Cork. Die zweitgrößte Stadt des Landes ist vor allem bekannt für seine hervorragende und außergewöhnliche Esskultur. Unterschiedlichste tolle Spezialitäten- und Eventrestaurants warten hier auf dich. Solltest du shoppingbegeistert sein, findest du in der Innenstadt dein persönliches Paradies. Da ich das nicht bin, mischte ich mich unter Menschen.
Und wo geht das besser als in einem Pub?
Mutton Lane Inn
Ich ging entlang der Straße und sah ein Schild mit der Aufschrift „ältester Pub der Stadt“. Als ich eintrat, dachte ich, ich bin in einer anderen Welt gelandet.
Kaum Tageslicht, überall Kerzen, unzählige Bilder von bekannten Persönlichkeiten und scheinbar Gästen des Pubs.
Dieses schummrige Ambiente zusammen mit alternativer Musik und unfassbar netten Menschen, machen diesen Pub zu meinem nächsten Geheimtipp an dich.

Zurück nach Dublin, zurück in die Heimat
Sichtlich angeschlagen vom interessanten und feuchtfröhlichen Vortag mit vorher komplett unbekannten Menschen aus Cork, ging es am vorletzten Tag zurück nach Dublin. Hier klapperte ich noch die Sehenswürdigkeiten ab, die ich in den ersten Tagen nicht geschafft hatte und lies den Abend in einem Pub mit Live-Musik ausklingen.
Am nächsten Morgen brachte ich dann den Mietwagen zurück und wartete am Flughafen auf meinen Rückflug nach Köln. Ein unfassbarer Roadtrip lag hinter mir, der mich so schnell nicht mehr loslassen wird.

Fazit: Roadtrip in Irland?
Ein Roadtrip in Irland kann nur gut werden. Landschaftlich besticht die grüne Insel durch einzigartige Küstenlinien, endlose Weiden und malerische Seen. Aber vor allem wegen der Menschen hat mich Irland tief beeindruckt. So weltoffene, zuvorkommende und freundliche Menschen habe ich noch in keinem anderen Land kennenlernen dürfen. Allein deshalb würde ich jederzeit wieder hierhin reisen und einen Roadtrip in Irland unternehmen.


4 Comments
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Julian Koch
Danke für den interessanter Beitrag! Lesenswert Blog.