
Roadtrip durch Polen?!
Heute haben wir einen besonderen Beitrag für dich. Zum einen ein eher unbekanntes Roadtrip-Land und zum anderen einen Beitrag, der mal nicht ausschließlich von uns selbst kommt. Es geht um Polen und um Marek Brylla, dem Gründer von Brylla Reisen.

Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass die Damen und Herren von Brylla Reisen ganz genau wissen, was sie tun! Seit Jahren sind sie bereits Experten für Reisen in unser schönes Nachbarland Polen und langjähriger Partner unseres Veranstalters Select Holidays. Eigentlich im Thema Gruppenreisen zu Hause, hat Marek aber auch tolle Ideen für dich.
Vielleicht geht es dir wie es mir ging, bevor ich Marek kannte:
Warum zur Hölle soll ich denn bitte durch Polen fahren?!
Dieser Frage möchte ich gemeinsam mit Marek auf den Grund gehen und hoffe du findest Interesse an einem Roadtrip durch Polen.
Interview mit einem Local: Marek Brylla
Steven: Hallo Marek, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst für unseren Roadtrips-Blog. Zunächst zu dir: Wer bist du, was machst du und wo kommst du her?
Marek: Ich freue mich sehr, mich mit den Machern des Roadtrips-Blogs unterhalten zu können. Mir gefällt sehr, wie Ihr über eine sehr spannende und beliebte Reiseform informiert.
Kurz zu mir: Ich bin Marek Brylla, der Gründer und Inhaber der Incoming- und Gruppenreiseagentur brylla reisen. Meine Mitarbeiter und ich arbeiten an zwei Standorten: Zum einen in Stein bei Nürnberg, zum anderen in Kolberg an der polnischen Ostseeküste. Das Ziel unserer Arbeit, die uns großen Spaß macht, ist: Wir konzipieren Gruppenreisen nach Polen, die begeistern sollen. Hauptsächlich arbeiten wir für Busreiseunternehmer, Vereine, Institutionen, Firmen und anderen Gruppen, die die Planung und Durchführung Ihrer Gruppenreise in erfahrene Hände legen und faire Preise bezahlen möchten.
Geboren wurde ich Opole (Oppeln), wo ich auch Betriebswirtschaft und Marketing studiert habe. Nun lebe ich in Süddeutschland und in Kolberg (Polen) und bin – das muss man ganz klar sagen – in Sachen Fußball eindeutig Fan des süddeutschen Vereins.

Steven: Du hast hauptsächlich mit Gruppenreisen zu tun, wie stehst du zum Thema Roadtrip ohne Bus und Gruppe?
Marek: Kann man ohne Bus reisen? Und ohne Gruppe? Im Ernst: Roadtrip durch Polen? Natürlich kann man das, ich mache das selbst auch sehr oft. Das ‘Warum‘ ist auch keine große Frage: Man ist flexibel, man muss sich nicht an ein Reiseprogramm halten, man kann einen engen Kontakt zu den Locals haben. Das Anhalten an nett aussehenden Restaurants, an sympathischen Orten, das Verweilen oder Weiterfahren – alles liegt in der eigenen Hand. Das hat was. Gerade, wenn man nicht allein unterwegs ist, sondern zu zweit oder mit der Familie. Dann ist das toll.
Und dennoch liebe ich auch Gruppenreisen. Wenn man richtig viel sehen möchte, viel erfahren, sich nicht selbst um alles kümmern möchte oder man vielleicht Menschen aus der Gruppe näher kennenlernen möchte, sich in einem fremden Land nicht allein alles traut. Wenn man Geheimtipps nicht selbst suchen möchte. Dann kann eine Gruppenreise – zum Beispiel mit dem Bus – perfekt passen. Aber es gibt natürlich auch gute und schlechte Gruppenreisen, und viel dazwischen.
Ganz klar: Beide Reiseformen haben absolut ihre Berechtigung. Ich kenne viele Kunden, die beides abwechselnd machen.

Lohnt es sich nach Polen zu reisen?
Steven: Kommen wir zum eigentlichen Thema: Warum lohnt es sich nach Polen zu reisen?
Marek: Polen ist schön, Polen ist abwechslungsreich, Polen bietet viele echte Geheimtipps, Polen ist offen und vielfältig. Polen ist auch nah. Das klingt nun nach Marketingfloskeln aus dem Hochglanzprospekt. Daher mache ich es mal konkreter in ein paar Stichpunkten:
- Die sehenswertesten Städte haben alle ein ganz eigenes Gesicht, ein ganz eigenes Flair. Wer schon mal ein paar Tage in Breslau, Krakau, Danzig, Warschau, Posen, Lublin oder Stettin war, weiß, wovon ich rede. Nehmen wir mal Danzig: Neben einer herrlich maritimen Altstadt mit wunderschönen Gässchen gibt es dichteste Geschichte und tolle Museen. Oder Krakau: Einfach ein Traum, dort an einem Sommerabend auf dem Rynek (Marktplatz) ein gutes polnisches Bier zu trinken – oder gern auch etwas anderes.
- Sehnsuchtsorte sind nicht immer nur blaue Lagunen. Auch Masuren ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort, wenn man die traumhaften Bilder der dortigen Natur sieht. Übrigens: In Echt ist das noch viel schöner.
- Offenheit ist nicht gerade eine Zuschreibung für Polen, die man der derzeitigen Presseberichterstattung aus dem Politikteil bei Polen zuordnen würde. Aber es geht nicht um Politik, es geht um Menschen. Und die Polen sind offen, neugierig, vielfach einfach richtig toll. Ausprobieren!
- Neues zu entdecken ist auf ausgetretenen Pfaden schwer. In Polen gibt es für sehr viele Menschen keinerlei ausgetretenen Pfade. Es gibt viel zu entdecken, von denen mir viele Mitreisende später berichten: Hätte ich das gewusst, wäre ich schon vor vielen Jahren nach Polen gereist und dann immer wieder.
- Polen ist nah: Warum muss man weit fliegen oder lange fahren? Polen ist ein Nachbar! Der sich übrigens sehr über ein Kennenlernen freut.
Altstadt von Warschau Landschaft in Masuren
Steven: Noch konkreter: Lohnt sich ein Roadtrip durch Polen auf eigene Faust?
Marek: Unbedingt! Ein bisschen Selbstbewusstsein und ein paar Englischkenntnisse sollte man im Gepäck haben, denn das Polnische ist nicht so schnell zu erlernen. Aber wer versucht, zu kommunizieren, der schafft es auch, ganz sicher.
Es gibt gute Reiseführer, tolle Tipps, auch geeignete Streckenvorschläge. Etwas Zeit mitbringen wäre gut, damit man nicht hetzt.
Wichtig ist auch, sich nicht von alten Klischees abschrecken zu lassen: Es ist schon lange nicht mehr so, dass die Hotelinfrastruktur nicht auf dem Niveau Deutschlands ist. Dass Autos von Urlaubern häufiger gestohlen werden, kann man auch ins Reich der Mythen verweisen. Die Servicekultur des Sozialismus ist schon lange abgeschüttelt.
Ein bisschen Vorbereitung kann nicht schaden: Eine gute, grobe Route zu planen lohnt sich, ein paar wichtige polnische Vokabeln sind Gold wert. Wer sich ein wenig mit der polnischen Küche beschäftigt, wird kulinarisch positiv überrascht werden. Und Sehenswürdigkeiten findet man oft an Stellen, die überraschen und begeistern.
Also: Ein klares “Ja” zum Reisen auf eigene Faust durch Polen. Und wer sich nicht traut: Unsere Kunden haben auch passende Gruppenreisen, von uns geplant. Das musste ich kurz sagen.
Highlights und Routen
Steven: Welche Städte, Regionen und Sehenswürdigkeiten sollte man unbedingt beim ersten Besuch von Polen einplanen?
Eine schwere Frage, denn Polen ist zu groß für eine einzige Reise. Es sei denn, man hat mehr als sechs Wochen Zeit.
Ich schlage eine Rundreise vor, wenn man sich mehr Zeit nehmen kann. Starten kann man perfekt im Norden, zum Beispiel in Szczecin (Stettin). Dann fährt man die Ostseeküste entlang über Kolobrzeg (Kolberg), Gdansk (Danzig) bis Masuren. Der Rückweg führt zum Beispiel über Torun (Thorn) und Poznan (Posen). Das sind ein paar Kilometer, aber die lohnen sich. Danach kehrt man begeistert nach Deutschland zurück, garantiert.

Ist weniger Zeit, empfehle ich Wroclaw (Breslau) oder Krakow (Krakau) als Städtereise. Mindestens drei Tage sind zu empfehlen. Was man dort alles sehen, erleben und genießen kann, würde den Rahmen dieses Gesprächs aber sprengen. Und: Die Anreise über die Autobahn von Deutschland aus ist prima.
Steven: Auf Masuren möchte ich genauer eingehen. Die Gegend ist in Deutschland leider nur wenigen bekannt und ist daher auch vom Massentourismus bisher verschohnt geblieben. Aber völlig zu Unrecht, oder?
Marek: Es gab eine Zeit, da war Masuren eine auch für deutsche Touristen sehr wichtige Destination. Das waren Vergangenheitsreisende. Die Zeit ist aber vorbei.

In den letzten Jahren hat Masuren die Infrastruktur hervorragend ausgebaut; es gibt neue Straßen, richtig gute Hotels, touristische Zentren, wo viel los ist und auch einen Flughafen. Geblieben ist die einzigartige Natur mit einem der letzten Urwälder Europas, wahnsinnig viele Seen, viel Ruhe und viel Geschichte. Es gibt unglaublich viel zu sehen, ein superbes Umfeld für Erholung. Eine Reise lohnt sich, auch wenn die Anreise etwas länger ist. Die Zahlen der Besucher steigen deutlich, vor allem Familien, Skipper (man kann sogar ohne Bootsführerschein Boote mieten), Naturfreunde, Camper und Kanuten sind gern hier.

Aufräumen mit Vorurteilen!
Steven: Um mit Stereotypen aufzuräumen: Ich bekomme mein Auto bei einem Roadtrip durch Polen vermutlich nicht geklaut. Aber wie sieht es mit dem Thema Sicherheit während der Reise aus?
Marek:
Bei den vorherigen Fragen musste ich mich bremsen, nicht noch mehr zu erzählen. Hier geht es schnell: Polen unterscheidet sich in Sachen Sicherheit kaum von Deutschland. Die Sache mit den Autos ist für den Stammtisch immer noch ein Thema, praktisch aber keines mehr. Trotzdem empfehle ich manchmal, bewachte Parkplätze zu nutzen; die Autobesitzer schlafen dann einfach ruhiger. Auch die üblichen Dinge wie Auslandsreisekrankenversicherung und Haftpflichtversicherung sind natürlich empfehlenswert.
Ansonsten sollte man sich natürlich kurz mit den Regeln vor Ort beschäftigen, zum Beispiel ist in Polen der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit verboten. Aber das ist auch kein Sicherheitsthema. Und beim Campen sollte man sich auch über die Regelungen informieren, es gibt da nämlich viel mehr Möglichkeiten — als in Deutschland — frei zu campen. In Polen, das berichten mir alle Kunden, fühlen sich alle sicher. Zu Recht.
Steven: Und wie aufgeschlossen sind die Leute?
Marek: Sehr. Ausnahmen gibt es immer, aber sowohl in Touristenregionen wie Kolberg oder Breslau als auch in eher weniger touristischen Regionen freuen sich die Menschen auf Gäste, sind neugierig und offen. Während des Roadtrips durch Polen einfach auf die Menschen zugehen, ein paar Brocken polnisch sind oft ein Zaubermittel, um dann mit englisch, deutsch oder Gestik ins Gespräch zu kommen. Die polnische Gastfreundschaft ist legendär und man bemerkt sie.

Kritik und Fazit über Polen als Roadtrip
Steven: Was kritisierst du an Polen als Reiseland?
Marek: Ich kenne Polen als Reiseland schon lange, und die Entwicklung ist unglaublich positiv. Es gibt heute – das war vor zehn Jahren noch anders – wirklich nicht mehr viel zu kritisieren.
Am ehesten kann man noch am Service mancher Hotels mäkeln. Das liegt aber am aktuellen Personalnotstand; gerade an der Ostseeküste finden die Hoteliers trotz vieler Bemühungen einfach keine guten Mitarbeiter mehr. Deswegen läuft im Service nicht immer alles perfekt.
Was gibt es noch? Ach ja, das Baurecht: Manchmal stört mich persönlich, dass gerade in den kleinen Orten an der Ostsee zu viel neu gebaut wird. Viele Appartmentanlagen und Hotels – hier werden meiner Meinung nach die Fehler der deutschen Nord- und Ostseeküste wiederholt. Schade, denn die Natur leidet darunter manchmal.
Und zuletzt: Das Image als Billigreiseland hat Polen nicht mehr. Dienstleistungen sind zum Teil noch günstiger, aber gerade in der Hochsaison bezahlt man an der polnischen Ostsee zum Teil die gleichen Preise wie in Deutschland. Das ist meistens berechtigt, aber manche Hoteliers versuchen, trotzdem an Ausstattung und Service zu sparen. Die Kandidaten kennen wir bei Brylla Reisen aber und bieten sie unseren Gästen nicht an.

Steven: Und zuletzt als Fazit bitte ich dich die Eingangsfrage zu beantworten: Warum zur Hölle soll ich denn durch Polen fahren?!
Die Frage beantwortest Du Dir am besten einfach selbst, wenn Du es gemacht hast. Kleiner Spoiler: Weil es sich lohnt und Du begeistert sein wirst!
Damit sage ich vielen Dank an Marek und hoffe, dass wir dir gemeinsam einen Roadtrip durch Polen schmackhaft machen konnten. Meld dich gerne bei mir unter steven@roadtrips.de, wenn du mehr zu Polen, Marek oder einer Gruppenreise wissen möchtest!

