Harley Roadtrip an der Westküste — 3. Teil

Will­kom­men zurück! Nun lie­gen schon 4 unglaub­li­che Tage hin­ter uns. Mehr über unse­re Pla­nung vor der Rei­se fin­dest du hier. Und jetzt geht es wei­ter: 4000 Kilo­me­ter auf dem Motor­rad ent­lang der West­küs­te der USA!

Unse­re Route

5. Tag: Der Zion Canyon National Park

Mist, das ers­te Mal auf unse­rem Trip soll es reg­nen! Nach dem Auf­ste­hen mor­gens che­cken wir immer zunächst das Wet­ter für unse­re Tages­etap­pen, um mög­lichst dem Regen aus dem Weg zu fah­ren, doch heu­te wer­den wir lei­der nega­tiv über­rascht. Aber von dem Gedan­ken las­sen wir uns sicher nicht die Lau­ne verderben!

Schon beim Auf­sat­teln unse­rer Har­ley David­son tröp­felt es, trotz­dem las­sen wir uns nicht auf­hal­ten und ver­su­chen unser Glück. Geplant ist heu­te der North Rim des Grand Can­yons als ers­tes Tages­ziel und nach nur 20 Minu­ten Fahrt beginnt es wie aus Eimern zu schüt­ten. Hin­zu kommt, dass weit und breit nichts zum Unter­stel­len in Sicht­wei­te ist und dann ist auch noch die Stra­ße gesperrt. Die ein­zi­ge sinn­vol­le Mög­lich­keit an die­sem Punkt ist es also, wie­der umzu­keh­ren und die fast hal­be Stun­de zurück nach Page zu fah­ren, um den Regen erst­mal aus­zu­sit­zen. Aber laut Wet­ter­vor­her­sa­ge soll es gegen Mit­tag wie­der son­ni­ger und tro­cken werden!

Ein hässlicher Regenanzug

Pitsch­nass und etwas durch­ge­fro­ren geht’s in das Fast-Food Restau­rant ‘Jack in the Box‘ und wir holen uns ein Heiß­ge­tränk zum Auf­wär­men. Im Walm­art gegen­über suchen wir uns dann jeder einen häss­li­chen Regen­an­zug, der uns vor dem nächs­ten Regen­schau­er auf unse­rer Tour schüt­zen soll. Gegen Mit­tag mamp­fe ich noch einen Bur­ri­to bei ‘Taco Bell‘ und schon bre­chen die ers­ten Son­nen­strah­len durch die Wol­ken­de­cke. Doch die Stra­ßen­sper­re gilt wei­ter­hin, also rou­ten wir unse­re Tour um und fah­ren gleich in den nächs­ten Bun­des­staat auf unse­rer Tour: Utah, Rich­tung Kan­ab, dem Ein­gangs­tor der bei­den Natio­nal Parks Bryce Can­yon und Zion Canyon.

Na, hab ich zu viel versprochen?

Der Weg ist zwar nicht gepflas­tert mit tief ein­schnei­den­den Can­yons, wie es unser Weg beim North Rim des Grand Can­yons gewe­sen wäre, trotz­dem ist der alter­na­ti­ve Weg mit sei­ner atem­be­rau­ben­den Land­schaft wun­der­schön und sehens­wert. Unend­li­che Wei­ten, bun­te Berg­ku­lis­sen in der Fer­ne und recht ein­sa­me Stra­ßen — wie es sich für die West­küs­te der USA gehört!

Welcome to Utah

In Kan­ab ange­kom­men, che­cken wir noch­mals das Wet­ter und atmen auf: Es ist Son­ne für die wei­te­ren Pro­gramm­punk­te gemel­det. Also endet unse­re Rei­se nicht in dem char­man­ten Tou­ris­ten­ort Kan­ab. Für die Höhen­me­ter des Bryce Can­yon sind lei­der bit­ter­kal­te Tem­pe­ra­tu­ren und Schnee gemel­det, daher ver­zich­ten wir frei­wil­lig auf den nächs­ten Wet­ter­um­schwung und heben uns die Natur­schön­heit Utah’s für einen nächs­ten Urlaub auf. Es bleibt also beim ältes­ten Natio­nal­park des Bun­de­staa­tes Utah: dem Zion Can­yon Natio­nal Park.

Kurz vor dem Ein­gang des Parks wird die Stra­ße dun­kel­rot und passt sich der umlie­gen­den Land­schaft farb­lich an. Die Pan­ora­ma­stra­ße beein­druckt mit den mas­si­ven Fels­wän­den in creme‑, rosa‑, rost­far­be­nen Schat­tie­run­gen, die dem Him­mel empor­ra­gen, mit einer teils glat­ten Ober­flä­che und wenig Vege­ta­ti­on. Der bekann­tes­te Aus­sichts­punkt ist Angels Lan­ding, eine über 1763 Meter hohe Fels­for­ma­ti­on, die du über einen 8 Kilo­me­ter lan­gen Wan­der­weg erreichst. Der atem­be­rau­ben­de Aus­blick auf die Fluss­schlin­ge des Vir­gin ist es aber auf jeden Fall wert!

Am west­li­chen Ende des Natio­nal­parks erwar­tet uns das schö­ne Ört­chen Spring­da­le mit eini­gen Hotels, Restau­rants und Shop­ping­mög­lich­kei­ten. Wir füh­len uns direkt wohl, aber fah­ren auf­grund der Preis­dif­fe­renz der Unter­künf­te und unse­rem Anflug von Geiz wei­ter nach St. Geor­ge, ca. 1 Stun­de Fahrt ent­fernt. St. Geor­ge ist im Gegen­satz zu Spring­da­le eine Groß­stadt und recht unge­müt­lich, aber das Hotel war gebucht und somit gibt es kei­nen Weg zurück.

Also machen wir das Bes­te aus dem abend­li­chen Auf­ent­halt in St. Geor­ge, ent­schei­den uns über Tri­pad­vi­sor für das Cliffs­ide Restau­rant und lau­fen los. Das Restau­rant hat uns durch den ein­ma­li­gen Blick über St. Geor­ge und die umlie­gen­de Berg­land­schaft über­zeugt, außer­dem liegt es nur ca. 3 Kilo­me­ter von unse­rem Hotel ent­fernt. Nach dem Spa­zier­gang ins Restau­rant fin­den wir uns über den Dächern von St. Geor­ge wie­der. Gesät­tigt und zufrie­den mit unse­rem abend­li­chen Ver­lauf tre­ten wir die Rück­rei­se zum Hotel zu Fuß an und über­le­gen uns, wie wir den mor­gi­gen Tag ver­brin­gen wollen.

6. Tag: Vegas, Baby!

Gesät­tigt vom Früh­stück und in der Hoff­nung, dass es sich die Nacht über aus­ge­reg­net hat, star­ten wir wei­ter auf unse­rem Road­t­rip. Von St. Geor­ge geht es heu­te nach Las Vegas. Über die Inter­sta­te rasen Chris­ti­an und ich Rich­tung Sin City.

Immer auf der Suche nach gut befahr­ba­ren, mög­lichst kur­ven­rei­chen Stra­ßen geht’s zum ‘Val­ley of Fire Sta­te Park‘. Er ist Neva­das ältes­ter und größ­ter Sta­te Park und schein­bar um die­se Jah­res­zeit wie leer­ge­fegt. Mut­ter­see­len­al­lein kur­ven wir über die Stra­ßen und sind beein­druckt von den Fels­for­ma­tio­nen die abwech­selnd in Rot, Rosa, Ocker, Schar­lach, Gelb und Weiß erstrah­len. Zur Rech­ten türmt sich die far­ben­fro­he Berg­land­schaft auf und zur Lin­ken glit­zern in der Fer­ne die Was­ser­ober­flä­chen des Over­ton Arm und des Lake Mead, wel­che abzwei­gen­de Arme des Colo­ra­do Rivers sind.

Val­ley of Fire Sta­te Park

An der Pan­ora­ma­stra­ße rei­hen sich unzäh­li­ge Stopps, um die Aus­sicht in Ruhe betrach­ten zu kön­nen, aber auch vie­le Pick­nick- und Grill­plät­ze für Pau­sen. An einem der letz­ten Grill­plät­ze mit Blick auf den Lake Mead stop­pen wir, machen es uns in der Son­ne gemüt­lich, genie­ßen etwas küh­les zu trin­ken und buchen unse­re Unter­kunft für Las Vegas.

Lake Mead Aussichtspunkt

In Hen­der­son bie­gen wir kurz vor dem Hoo­ver Dam ab und machen uns auf den direk­ten Weg nach Las Vegas. Wir kom­men um 13.30 Uhr in unse­rem Hotel an, sind aber aller­dings etwas zu früh. Also par­ken wir unse­re Har­ley David­son schon ein­mal am Hotel und star­ten zu Fuß einen Spa­zier­gang zum Strip, der nur 5 Geh­mi­nu­ten ent­fernt ist. Zum Zeit­ver­treib gibt es einen Mit­tags­s­nack aus einem Food Court der nahe­lie­gen­den Mall und dann geht es auch schon zurück zum Hotel, um uns luf­ti­ge­re Sachen anzuziehen.

Orange Chicken

Nächs­tes Ziel ist ein Out­let, damit ich end­lich mei­ne Shop­ping-Lis­te abar­bei­ten kann! Wich­tigs­ter Punkt: Levis-Jeans. Ange­kom­men im ‘Las Vegas Pre­mi­um Out­lets North‘ gehen wir ziel­stre­big in den Levis-Shop und ich wer­de bit­ter ent­täuscht: der Shop hat nicht die Jeans, die ich unbe­dingt brau­che! Chris­ti­an aller­dings ergat­ter­tet gleich 3 Hosen. Wir lau­fen noch ent­lang der rest­li­chen Gas­sen, aber lei­der ist mei­ne Moti­va­ti­on ver­schwun­den. Also, zurück zum Hotel.

Und wie­der geht es von hier­aus zu Fuß zum Strip, ent­lang der berühm­ten Stra­ße vol­ler Men­schen. Ich bin total beein­druckt von den unter­schied­li­chen The­men der Hotels und den lie­be­vol­len Details, die in die­se The­men­be­rei­che gesteckt wur­den. Wow! In einem Restau­rant mit Außen­be­reich machen wir es uns an der The­ke zur Fuß­gän­ger­zo­ne gemüt­lich und beob­ach­ten amü­siert das bun­te Trei­ben vor uns.

Nach einer Wei­le ver­schlägt es uns aber doch noch zu einer wei­te­ren Run­de durch die Sin City, bevor wir uns zu einer mei­ner Lieb­lings-Restau­rant­ket­ten auf­ma­chen: die Chees­e­ca­ke Fac­to­ry. Eine der Chees­e­ca­ke Fac­to­rys in Las Vegas befin­det sich im Gebäu­de­kom­plex des Cae­sers Palace. Mir war bewusst, dass das Cae­sers Palace groß sein wird, aber glau­be mir, du weißt nicht wie groß es ist, bis du dar­in die Chees­e­ca­ke Fac­to­ry suchst!

Wir lau­fen ca. 10 — 15 Minu­ten durch die Mall nur gera­de­aus, bis wir dann tat­säch­lich mein heiß­ge­lieb­tes Restau­rant ent­de­cken. Die Ein­kaufs­mei­len sind gepflas­tert mit den unter­schied­lichs­ten Shops; für jeden ist etwas dabei. Und es ist atem­be­rau­bend: eine Decke, die aus­sieht wie ein blau­er Him­mel mit Wol­ken und Müll­ei­mer im Stil alter grie­chi­scher Säu­len. Im Restau­rant ent­schei­de ich mich für mein Stamm­ge­richt: Oran­ge Chi­cken. Seit mei­nem ers­ten Besuch ist das mein abso­lu­ter Lieb­ling! But­ter­zar­te Hähn­chen­stü­cke paniert und mari­niert in einer Oran­gen­so­ße… unfass­bar lecker.

Ein wei­te­rer Tag endet und wir star­ten Rich­tung Bett, denn am nächs­ten Tag haben wir eine fast 650 Kilo­me­ter Etap­pe vor uns.

7. Tag: Death Valley

Nach unse­rem bis­lang längs­ten Abend auf die­ser Tour, ste­hen wir trotz­dem um 6 Uhr auf den Bei­nen und erfah­ren, dass Donald Trump, auf­grund des sich schnell ent­wi­ckeln­den Coro­na­vi­rus, ein Ein­rei­se­ver­bot für Euro­pä­er ver­han­gen hat. Naja, ein­ge­reist sind wir schon, also haben wir erst ein­mal nichts zu befürch­ten. Nach die­ser Nach­richt che­cken wir als ers­tes unse­ren Rück­flug, aller­dings fin­det der noch zum geplan­ten Zeit­punkt statt. Also set­zen wir unse­ren Har­ley Road­t­rip fort und ver­las­sen Las Vegas. Nach einem schnel­len Wet­ter­check beim Früh­stück steht fest, dass es heu­te wär­mer wird.

Im Death Val­ley Natio­nal Park sind sogar kusche­li­ge 28 Grad gemel­det. End­lich! Also ver­stau­en wir die Ski-Unter­wä­sche in den Sei­ten­ta­schen unse­rer Har­ley David­son und rüs­ten uns nur mit Pull­over und Jacke für die mor­gend­li­chen Stun­den und den spä­te­ren Tagesverlauf.

Dann geht’s los: wir las­sen die ver­rück­ten The­men­ho­tels hin­ter uns und machen uns auf den Weg in die Wüs­te mit den heiß­ersehn­ten war­men Tem­pe­ra­tu­ren, der tro­cke­nen Land­schaft und dem tiefs­ten Punkt Nord­ame­ri­kas. Durch unse­ren USA Natio­nal­park Pass betre­ten wir auch den Death Val­ley Natio­nal Park, ohne bezah­len zu müssen.

Unter dem Meeresspiegel

Kurz nach­dem wir den Park­ein­gang pas­siert haben, stop­pen wir am Zab­ries­kie Point und sehen uns den ehe­ma­li­gen Lake Man­ly an. Danach schwin­gen wir uns im T‑Shirt wie­der auf unser Motor­rad und fah­ren tie­fer in den Natio­nal­park, bis uns ein Schild sagt, auf wel­cher Höhe wir uns befin­den. Bis­lang sind wir wäh­rend unse­res Trips eher auf den hohen Metern balan­ciert, nun sind wir gera­de noch auf ‚Sea Level‘, also auf Höhe des Mee­res­spie­gels. Wir bie­gen links ab und fah­ren Rich­tung Bad­wa­ter, dem tiefs­ten Punkt Nord­ame­ri­kas. Die Son­ne knallt auf uns her­ab und wir genie­ßen die Hit­ze, die wir auf die­sem Road­t­rip wohl nur ein­ma­lig hier erle­ben wer­den, was aber natür­lich auch kein Wun­der um die­se Jah­res­zeit ist.

Am Ziel ange­kom­men, erfah­ren wir, dass wir uns an die­sem Punkt 85,5 Meter unter dem Mee­res­spie­gel befin­den. Aller­dings gehen wir nicht die gan­ze Stre­cke des ehe­ma­li­gen Lake Man­ly ab, wie der Rest der Men­schen­scha­ren, die an uns vor­bei­zie­hen. Wir haben heu­te noch eini­ge Kilo­me­ter vor uns und müs­sen uns ran­hal­ten. Auf dem Rück­weg zur Haupt­stra­ße des Natio­nal­parks durch­fah­ren wir noch die Ein­bahn­stra­ße des Artist‘s Palet­te Dri­ve. Die schma­le Pan­ora­ma­stra­ße führt uns an teil­wei­se kun­ter­bun­ten Gesteins­ein­fär­bun­gen des Amar­go­sa-Gebir­ges vor­bei. Die Fels­wän­de erleuch­ten vor allem im Nach­mit­tags­licht wunderschön!

Artist’s Palet­te Drive

Unser Stau­nen über die fröh­li­chen Far­ben wird aller­dings unter­bro­chen, als wir sehen, was sich hin­ter unse­rem Rücken zusam­men­braut. Tief­dunk­le Wol­ken bal­len sich und bedro­hen unse­ren bis­lang son­ni­gen und war­men Tag — ein wei­te­rer Grund, sich auf den Weg zu machen und Gas zu geben; wei­ter durch die unend­li­chen Wei­ten des Death Val­ley Natio­nal Parks, der nie zu enden scheint.

Mei­le um Mei­le kämp­fen wir uns auf den fast gera­den Stra­ßen, vor­bei an einer rie­si­gen, suspekt aus­se­hen­den Salz­fa­brik bei Rid­ge­crest. Wir fah­ren in die Aus­läu­fer des Sequoia Natio­nal Forest und Kur­ven sind ab jetzt wie­der unser Weg­be­glei­ter. Vor allem das letz­te Stück, kurz nach­dem wir den Isa­bel­la Lake pas­siert haben, ist sehr idyl­lisch. Die Umge­bung erin­nert wie­der an die ame­ri­ka­ni­schen Feri­en­or­te mit satt­grü­nen Berg­land­schaf­ten, Bach­läu­fen und abge­run­de­ten Stei­nen. Die­se Regi­on ist aber zu unse­rer Rei­se­zeit wie leer­ge­fegt. Kurz vor Bak­ers­field steigt uns ein inten­si­ver Oran­gen­duft in die Nase und wir bemer­ken gro­ße Oran­gen­fel­der um uns her­um — soweit das Auge reicht.

In Bak­ers­field, am Hotel ange­kom­men, star­ten wir mal wie­der unse­ren abend­li­chen Spa­zier­gang — die­ses Mal zur nahe­ge­le­ge­nen ‘Tem­blor Brewing Com­pa­ny‘. Und das stellt sich schnell als eine sehr gute Wahl her­aus; die Loca­ti­on ist eine umfunk­tio­nier­te Lager­hal­le mit tol­ler Coun­try Live-Musik, selbst­ge­brau­tem Bier und lecke­ren Bur­gern. Seid ihr also in der Gegend, kann ich euch die ‘Tem­blor Brewing Com­pa­ny‘ nur empfehlen!

Uns erwar­tet aber noch eine Menge.

Stay tun­ed!

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