Mein Corona-Roadtrip in der Toskana

Ja, wir leben in Zei­ten vol­ler Ein­schrän­kun­gen durch die Fol­gen der welt­wei­ten Coro­na-Pan­de­mie. Doch das hat mir nicht die Lust am Rei­sen genom­men oder Angst davor gemacht. Sicher­lich muss man acht­sa­mer und vor­sich­ti­ger rei­sen, aber es ist mög­lich! Wie mei­ne Freun­din und ich das gemacht haben? Lass mich dir von unse­rem Coro­na-Road­t­rip in der Tos­ka­na erzählen.

Man kann reisen — Entscheidend ist die Art und Weise

Schon bei der Pla­nung der Rei­se wuss­ten wir, dass die Coro­na-Pan­de­mie nicht zu Ende und auch noch deut­lich zu spü­ren sein wür­de. Doch das hielt uns nicht davon ab zu buchen. Wir woll­ten raus!
Natür­lich nicht um jeden Preis. Es muss­te ein Nah­ziel sein, das kein Risi­ko­ge­biet ist und über ein ver­nünf­ti­ges Gesund­heits­sys­tem und eine gute Ver­bin­dung nach Hau­se ver­fügt. Und so ent­schie­den wir im uns im Juni 2020 für Ita­li­en mit Anrei­se im Oktober. 

Um dem größ­ten Tru­bel zu ent­ge­hen, buch­ten wir uns in die Fat­to­ria degli Usi­gno­li — ein Land­gut in der Tos­ka­na. Zusam­men­fas­send hier die Fakten:

Fattoria in der Toskana
Fat­to­ria degli Usignoli
  • Flug von Frank­furt (FRA) nach Mai­land-Lina­te (LIN) und zurück
  • Miet­wa­gen (Fiat Pan­da oder gleichwertig)
  • Fat­to­ria degli Usi­gno­li, San Dona­to Fron­za­no (FL)

Zum Zeit­punkt der Buchung ent­spann­te sich die Lage welt­weit etwas. Locke­run­gen wur­den bekannt, Schu­len hat­ten bereits geöff­net, Län­der­gren­zen eben­falls. Die stei­gen­den Fall­zah­len von Tag zu Tag ver­un­si­cher­ten uns zwar, jedoch waren wir über­zeugt davon, dass man rei­sen kann, wenn man sich ent­spre­chend bewusst mit der Situa­ti­on auseinandersetzt.

1. Tag: Holpriger Hinflug und feuchte Angelegenheiten

Je näher der Tag der Anrei­se kam, des­to schlech­ter wur­den die Wet­ter­aus­sich­ten. Nicht nur Coro­na ver­mies­te uns ein wenig die Urlaubs­freu­de — jetzt auch noch das Wet­ter! Wäh­rend unse­res ein­wö­chi­gen Auf­ent­hal­tes pro­gnos­ti­zier­ten Wetter.com und Co. täg­li­chen Regen und kräf­ti­gen Wind. 

Aus­ge­rech­net Coro­na gab uns jedoch hier einen Fun­ken Hoff­nung. Dadurch, dass so weni­ge Flug­zeu­ge am Him­mel sind, feh­len Meteo­ro­lo­gen wich­ti­ge Daten zur Vor­her­sa­ge. Die Vor­her­sa­gen waren somit ver­hält­nis­mä­ßig unge­nau. So hat­ten wir noch Hoff­nung, dass der Urlaub nicht buch­stäb­lich ins Was­ser fiel. 

In den frü­hen Mor­gen­stun­den des Anrei­se­ta­ges bra­chen wir auf in Rich­tung Frank­furt Inter­na­tio­nal Air­port. Mit gepack­tem Kof­fer bei nass­kal­tem Wet­ter erreich­ten wir Deutsch­lands größ­ten Flug­ha­fen. Deutsch­lands gäh­nend lee­ren, größ­ten Flughafen…

Nach nur weni­gen Minu­ten gaben wir unser Gepäck auf und mar­schier­ten durch die Sicher­heits­kon­trol­le, sodass wir in Rekord­zeit unser Gate erreich­ten. Es war gespens­tisch, den Flug­ha­fen, der letz­tes Jahr noch über 70 Mio. Pas­sa­gie­re beför­der­te, bei­na­he men­schen­leer zu sehen.

Und Abflug!

Dann war es end­lich so weit, die Rei­se nach Ita­li­en star­te­te so rich­tig. Aller­dings war der Flug eben­so ange­nehm wie das nass­kal­te, win­di­ge Wet­ter. Der sehr holp­ri­ge Start wur­de dann abge­run­det von dem ein oder ande­ren Luft­loch und einer har­ten Lan­dung. Erleich­tert ver­las­sen wir das Flug­zeug und neh­men unse­ren Miet­wa­gen von Locau­to in Empfang. 

Der Urlaub beginnt!

Vor uns lie­gen gute drei Stun­den Fahrt in die nörd­li­che Tos­ka­na. Unser Navi führt uns über die Autostra­da 1, die von Mai­land bis Nea­pel führt. Gute 300 Kilo­me­ter und 25€ Stra­ßen­maut spä­ter errei­chen wir unse­re Aus­fahrt nahe Flo­renz. Ab jetzt fühlt sich die Auto­fahrt so an, wie wir es uns vor­ge­stellt hat­ten. Enge Gäss­chen, die mit Bäu­men und Sträu­chern bewach­sen sind. 

Rauf und run­ter über kaput­te Stra­ßen und unzäh­li­ge Ser­pen­ti­nen spä­ter errei­chen wir die Fat­to­ria degli Usi­gno­li in San Dona­to Fron­za­no nahe Regel­lo. Wir bezie­hen bei Regen unser Appar­te­ment in der schön gele­ge­nen Anla­ge und been­den den Anrei­se­tag mit einer Fla­sche Wein zum Abend­essen im Restau­rant der Fat­to­ria. Ein letz­tes Mal prü­fen wir den Wet­ter­be­richt für den mor­gi­gen Tag und hof­fen, dass die­ser sich ordent­lich täuscht.

Restau­rant­be­reich der Fattoria

2. Tag: Volterra & San Gimignano

Und sie­he da! Er täusch­te sich gewal­tig! Bei strah­len­dem Son­nen­schein neh­men wir unser Früh­stück ein und bestau­nen den traum­haf­ten Aus­blick auf die Tos­ka­na, der bei Son­nen­schein noch schö­ner ist als schon bei Regen. 

Gut gelaunt packen wir unse­ren Ruck­sack in unser klei­nes Renn­au­to und bre­chen auf in Rich­tung Vol­ter­ra. Da das schö­ne Wet­ter es zulässt, ver­mei­den wir die maut­pflich­ti­gen Stra­ßen und schlän­geln uns ent­lang klei­ner Dörfchen. 

Unzäh­li­ge Fahr­rad­fah­rer, Kur­ven und Bau­en­hö­fe (die Wein­ver­kos­tun­gen anbie­ten) auf einer Pan­ora­ma­stra­ße spä­ter, errei­chen wir die Fes­tungs­stadt Vol­ter­ra. Twigh­light Fans dürf­te “Vol­turi” ein Begriff sein. Und ja, genau hier woh­nen die fie­sen Vam­pi­re mit den roten Augen! 

Durch den bewahr­ten mit­tel­al­ter­li­chen Kern, von dem man per­fekt kilo­me­ter­weit in die Fer­ne bli­cken kann, bie­tet die Stadt jede Men­ge Mys­tik. Mitt­ler­wei­le ist Vol­ter­ra zwar kein Geheim­tipp mehr, den­noch lege ich dir einen Besuch sehr ans Herz. Soll­test du tat­säch­lich ein Vam­pir-Fan sein, kommst du ohne­hin nicht an Vol­ter­ra vor­bei. Besuch hier unbe­dingt den Palaz­zo dei Pio­ri, den Kom­mu­nal­pa­last auf dem Haupt­platz. Viel­leicht kommt er dir bekannt vor. 

Das beste Eis der Welt?

Tau­sen­de Fotos spä­ter, ver­las­sen wir die etrus­kisch gepräg­te Stadt in Rich­tung San Gimi­gna­no. Eine hal­be Auto­stun­de ent­fernt von Vol­ter­ra fin­dest du die “Stadt der Tür­me”. Seit 1990 ist die Klein­stadt mit sei­nem his­to­ri­schen Stadt­kern auf der Lis­te der UNESCO Weltkur­l­tur­er­ben. Mei­ner Mei­nung nach völ­lig zu Recht! 

San Gimignano in der Toskana
San Gimi­gna­no

Usprüng­lich über­rag­ten die Stadt einst 72 soge­nann­ter “Geschlech­ter­tür­me”. Jedes Adels­ge­schlecht ver­such­te das jeweils ande­re zu über­bie­ten, auch wenn die­se schma­len Tür­me ein Leben in Luxus nicht zulie­ßen. Heu­te ste­hen noch 15 die­ser Tür­me und prä­gen das Stadt­bild ein­drucks­voll. Auch hier heißt es Fotos, Fotos und Fotos. Nun war­tet das welt­be­rühm­te High­light auf uns: Das Welt­meis­ter-Eis der Gela­te­ria Don­do­li. Das hun­dert­fach aus­ge­zeich­ne­te Eis von Meis­ter Ser­gio fin­dest du auf dem Piaz­za del­la Cis­ter­na. Über­se­hen kannst du es nicht, fol­ge ein­fach der unfass­bar lan­gen Schlan­ge aus anste­hen­den Men­schen zu einem klei­nen Ein­gang, dort gibt es die kal­te Leckerei.

Zu unse­rer Schan­de müs­sen wir geste­hen, dass wir uns kein Eis dort geholt haben. Wie ein­gangs erwähnt haben wir den Urlaub mit Vor­sicht genos­sen und gro­ße Men­schen­an­samm­lun­gen bewusst ver­mie­den. Dazu zähl­te auch die ewig lan­ge Schlan­ge der Eis­die­le. Auf Eis haben wir den­noch nicht ver­zich­tet, da es in San Gimi­gna­no gefühlt unzäh­li­ge wei­te­re tol­le Eis­die­len gibt.

Auf dem Rück­weg schen­ken wir uns die schma­len Land­stra­ßen und neh­men die schnel­le­re, wenn auch kos­ten­pflich­ti­ge Autostra­da. Erschöpft und hung­rig errei­chen wir unse­re Unter­kunft. Unser abschlie­ßen­der obli­ga­to­ri­scher Wet­ter­check ver­spricht wie­der nichts Gutes, doch wir haben Hoffnung.

3. Tag: Florenz

Unse­re ers­te Amts­hand­lung nach dem Auf­ste­hen ist der Blick aus dem Fens­ter. Es hat die Nacht über gereg­net und wir befürch­ten das Schlimms­te als wir in Rich­tung der Ber­ge schau­en. Nach dem Früh­stück packen wir vor­sichts­hal­ber unse­re Regen­ja­cken und Schir­me ein und mach­ten uns auf den Weg nach Florenz. 

Florenz in der TOskana
Flo­renz

Zwei Tipps für Zwischendurch:

Wirk­lich gut gemein­te Tipps von mir: Wenn ihr mit dem Auto unter­wegs seid, bucht euch vor­her einen Park­platz. Dank Coro­na war die Stadt abso­lut nicht über­füllt und eben­so wenig die Park­häu­ser. Doch das ist die Aus­nah­me. Reser­vie­ren und vor­ab bezah­len lohnt sich. Unse­ren Park­platz buch­ten wir über Par­click. Ach­te hier unbe­dingt dar­auf, dass du aus­wählst mit wel­chem Auto du anrei­sen willst. Die Stra­ßen sind eng, die Park­häu­ser noch enger! Es ist außer­dem üblich, bei die­sen zen­trums­na­hen Park­ga­ra­gen und Park­häu­sern, den Schlüs­sel abzugeben.

Ein wei­te­rer Vor­teil die­ser Park­häu­ser ist, dass sie euch aus dem ZTL-Ver­zeich­nis ent­fer­nen. ZTL’s sind ein­ge­schränkt befahr­ba­re Zonen in Städ­ten, die den Ver­kehr in den Zen­tren limitieren. 

So weit — so sinn­voll. Die Ein­fahrt als nicht berech­tig­ter Ver­kehrs­teil­neh­mer ist aller­dings teu­er! Zwi­schen 80 und 300 Euro wer­den hier fäl­lig. Über­wacht wird das alles mit Ver­kehrs­ka­me­ras, die dich übri­gens jedes Mal bestra­fen, wenn du von ihr auf­ge­zeich­net wirst. 

Der Sinn dahin­ter ist nicht, unwis­sen­de Tou­ris­ten abzu­zo­cken, son­dern hiso­tri­sche und kul­tu­el­le Sehens­wür­dig­kei­ten zu schütz­ten und die Schad­stoff­be­las­tung zu sen­ken. Das macht unter ande­rem Flo­renz, Pisa und Luc­ca zu fuß­gän­ger­freund­li­chen Zie­len für Tou­ris­ten. Pass auf bei der Fahrt in und um Flo­renz, die ZTL’s sind nicht immer son­der­lich gut beschil­dert. Infor­mier dich bes­ser vor­ab genau dar­über. Die Schil­der sehen übri­gens aus wie unse­re “Anlie­ger frei”-Schilder: Roter Kreis auf wei­ßem Grund.

Hauptstadt der Toskana: Firenze

Was kann ich dir über Flo­renz erzäh­len, was nicht hun­der­te vor mir schon erzählt haben? Ich fas­se mich kurz und lis­te dir ein­fach mei­ne TOP‑5 Sehens­wür­dig­kei­ten der Stadt auf.

  • Pon­te Vecchio
  • San­ta Croce
  • Gal­le­rie Degli Uffizi
  • Cat­te­dra­le di San­ta Maria del Fiore
  • Palaz­zo Vec­chio & Piaz­za del­la Signoria
Venezianisches Karussel in Florenz
Vene­zia­ni­sches Karus­sel in Florenz

Flo­renz ist defi­ni­tiv immer eine Rei­se wert, unzäh­li­ge wert­vol­le Relik­te aus längst ver­gan­gen Epo­chen machen Flo­renz zu einem ein­zi­gen Muse­um mit unglaub­li­cher Geschich­te. Möch­te man jedoch Men­schen­an­samm­lun­gen mei­den und die Anste­ckungs­ge­fahr sen­ken, soll­te man Flo­renz in Zei­ten von Coro­na den­noch umgehen.

4. Tag: Pisa & Lucca

Um unser Sight­see­ing-Pro­gramm in Sachen Städ­te­be­su­che abzu­run­den, ste­hen am vier­ten Tag Pisa und Luc­ca auf unse­rer Agenda. 

Geo­gra­fisch liegt Pisa an der Mün­dung des Arno ins Ligu­ri­sche Meer. Bekannt ist die Stadt natür­lich durch sei­nen Cam­pa­ni­le des Doms auf der Piaz­za dei Mira­co­li. Ein Cam­pa­ni­le ist ein — neben einem Kir­chen­ge­bäu­de ste­hen­der — Glo­cken­turm, ohne Ver­bin­dung zum eigent­li­chen Dom. Ich hät­te auch ein­fach “Schie­fer Turm von Pisa” sagen kön­nen, aber dann wäre ich nicht mei­nem Ruf als Klug­schei­ßer gerecht geworden.

Nach dem Früh­stück und dem obli­ga­to­ri­schen Ruck­sack-Packen bre­chen wir auf ins knapp ein­ein­halb Stun­den ent­fern­te Pisa. Glück­li­cher­wei­se erneut bei mehr als pas­sa­blem Wetter!

Schiefer Turm von Pisa während Corona-Roadtrip in der Toskana
Der berühm­te schie­fe Turm von Pisa

Die Uni­ver­si­täts­stadt und Hei­mat zwei­er Eli­te­hoch­schu­len Ita­li­ens war einst eine blü­hen­de See­fah­rer­re­pu­blik und brach­te berühm­te Söh­ne wie Gali­leo Gali­lei und Fibo­nac­ci (Leo­nar­do von Pisa) her­vor. Das Wahr­zei­chen schlecht­hin ist aber natür­lich der Schie­fe Turm. Schon wäh­rend des Baus begann der Turm sich zu nei­gen. Schuld dar­an war der Unter­grund aus Morast und Sand. Der Bau dau­er­te übri­gens von 1173 bis 1372, da die Fer­tig­stel­lung auf­grund der Schief­la­ge immer wie­der unter­bro­chen wurde.

Zur Siche­rung des Turms exis­tiert heu­te ein Komi­tee inter­na­tio­na­ler Fach­leu­te, die es schaff­ten, die Nei­gung des Turms von 5,5 Grad auf etwa 4 Grad zu redu­zie­ren. Die­se Anpas­sung sichert dem Turm wohl das Über­le­ben für die nächs­ten 300 Jahre.

Nach unse­rer Foto­ses­si­on schlen­dern wir duch die lee­ren Gas­sen ent­lang der Fress­mei­le, wo sich ein Restau­rant neben dem ande­ren befin­det. Wir sto­ßen auf die Piaz­za dei Cava­lie­ri in der Alt­stadt. Schau hier auf jeden Fall vor­bei, die Fas­sa­den sind wun­der­bar anzu­schau­en und auch his­to­risch gese­hen ist der Platz inter­es­sant. Wie soll­te es in der Tos­ka­na anders sein, sind es natür­lich die Medi­ci, die auf die­sem Platz regel­mä­ßig ihre Macht demons­trier­ten. Auch ver­lor Pisa um 1400 hier sym­bo­lisch sei­ne Eigen­stän­dig­keit an Florenz.

Lucca — einst mächtiges Zentrum der Toskana

Wir ver­las­sen Pisa in Rich­tung Luc­ca und freu­en uns über das kos­ten­lo­se Par­ken bis Ende 2020. Ach­tung! Auch hier gibt es eine ZTL, infor­mie­re dich vor­her genau, wo du lang­fah­ren darfst, um kein Knöll­chen zu bekommen.

Übri­gens: Falls du von Pisa eben­falls nach Luc­ca fah­ren möch­test, nut­ze unbe­dingt die SS12. Sie führt von Pisa bis nach Vero­na und vor dort aus wei­ter bis nach Bozen und zum Bren­ner­pass. Das kur­ze Stück “SS12 radd” von San Gui­lia­no Ter­me nach Luc­ca ist wun­der­schön. Ent­lang bewach­se­ner Ser­pen­ti­nen schlän­gelst du dich bei lang­sa­mem Tem­po berg­auf und kannst die tol­le Natur bewundern.

Wir hat­ten uns im Vor­feld bes­tens über jede Sta­ti­on unse­rer Rei­se infor­miert, außer über Luc­ca. Ich wuss­te, dass es sich um ein loh­nens­wer­tes Ziel han­delt und uns eine befes­tig­te Anla­ge uns erwar­ten wür­de. Als wir durch ver­win­kel­te Gas­sen wan­dern und auf Sehens­wür­dig­kei­ten wie dem Tor­re Gui­ni­gi mit sei­ner mit Bäu­men bewach­se­nen Dach­ter­ras­se ste­hen oder durch ein Ein­gangs­tor spä­hen und den Palaz­zo Pfan­ner mit sei­nen Gär­ten ent­de­cken, sind wir dann doch etwas überrascht. 

Unzäh­li­ge enge, hoch­ge­bau­te und ver­win­kel­te Gäss­chen spä­ter lan­den wir, wie aus dem Nichts, auf der Piaz­za dell’Anfiteatro, ein von Römern erbau­tes Amphi­thea­ter. Heu­te ist die­ser Platz das Stadt­zen­trum von Luc­ca und lädt mit vie­len Cafés und Restau­rants zum Ver­wei­len ein.

Zentrum von Lucca, Piazza dell’Anfiteatro
Piaz­za dell’Anfiteatro, Zen­trum von Lucca

Wir ent­schei­den uns, hier eine Piz­za zu essen und las­sen uns vom aus­halt­ba­ren Tru­bel um uns berie­seln. Alles natür­lich mit ange­mes­se­nem Abstand.

So geht auch unser vier­ter Tag in der Tos­ka­na zu Ende, wir rei­sen zurück zu unse­rer Fat­to­ria und las­sen den Abend mit gutem Wein ausklingen.

5. Tag: Ausgedehnter Waldspatziergang und packendes Tennismatch

Mietwagen während Corona-Roadtrip Toskana
Unser Miet­au­to für die Urlaubswoche

Wir gön­nen unse­rem Renn­au­to heu­te eine Ver­schnauf­pau­se und las­sen den Klei­nen tags­über auf dem Park­platz ste­hen. Wir schnü­ren unse­re Wan­der­schu­he und bre­chen auf. Rund um unse­re Anla­ge gibt es eini­ge beschil­der­te Wan­der­we­ge. Wir ent­schei­den uns für eine klei­ne Tour ent­lang von Oli­ven­bäu­men und Wein­re­ben und wer­den nicht ent­täuscht. Wir strei­fen durch schö­ne Wäl­der, ohne auch nur eine Men­schen­see­le zu sehen, vor­bei an traum­haf­ten tos­ka­ni­schen Anwe­sen. So haben wir uns das vorgestellt. 

Am Nach­mit­tag folgt ein mehr oder weni­ger packen­des Ten­nis­match zwi­schen mei­ner Freun­din und mir, bevor wir uns auf die Suche nach einem Restau­rant für den Abend machen.

Wir ent­schei­den uns für das Bor­ron­ci­no in Regel­lo. Ein top-bewer­te­tes Nudel­haus mit selbst- und hand­ge­mach­ten Spe­zia­li­tä­ten. Mit Hän­den und Füßen ver­stän­di­gen wir uns mit den unglaub­lich net­ten Betrei­bern und essen die — mit Abstand — bes­te Pas­ta unse­res Urlaubs. Ich kann die­ses Restau­rant nur empfehlen!

6. Tag: Marina di Cecina

Laut unse­res Wet­ter­be­rich­tes soll heu­te der schöns­te Tag der Woche wer­den. Bei gemel­de­ten Tem­pe­ra­tu­ren bis zu 27°C schnap­pen wir uns unse­re Bade­sa­chen und bür­den unse­rem Miet­wa­gen wei­te­re 160 Kilo­me­ter pro Stre­cke auf. Wir wol­len zum Bade­ört­chen Mari­na di Ceci­na. Gute zwei Stun­den Auto­fahrt spä­ter errei­chen wir den lan­gen Sand­strand am Tyr­rhe­ni­schen Meer in der Pro­vinz Livorno. 

Der Wet­ter­be­richt soll­te sich aus­nahms­wei­se und zum Glück nicht täu­schen. Wir errei­chen Mari­na di Ceci­na gegen Mit­tag und brei­ten uns end­lich am schwach besuch­ten Sand­strand aus. Mitt­ler­wei­le ist es Okto­ber, doch den Muti­gen gehört die Welt und wir betre­ten zag­haft das küh­le Meer.

Die Abküh­lung ist auf jeden Fall gelun­gen, das Mit­tel­meer zeigt sich von einer etwas zu erfri­schen­den Sei­te, doch die ange­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren außer­halb des Was­sers wär­men uns schnell wie­der auf. Der Sand­strand hier ist in klei­ne­re Abschnit­te natür­lich auf­ge­teilt und bie­tet eini­ge Kilo­me­ter für einen poten­zi­el­len Strandspaziergang. 

Direkt hin­ter dem Sand­strand ver­läuft ein schö­ner Pini­en­wald. Eine Pro­me­na­de mit anein­an­der­ge­reih­ten Geschäf­ten, Cafés und Restau­rants lädt zum Ver­wei­len ein und den­noch schaut dich nie­mand schief an, wenn du dir dein Essen und die Geträn­ke selbst mit­bringst. Auch bei einem Coro­na-Road­t­rip in der Tos­ka­na muss man aus­span­nen. Nimm dir die Zeit, es lohnt sich!

Im nahe­ge­le­ge­nen Super­markt ver­sor­gen wir uns für den Abend und tre­ten am spä­ten Nach­mit­tag die Rück­rei­se an. 

Zentrum von Regello
Zen­trum von Regel­lo auf dem Rückweg

Mein Fazit zum Bade­ort zusam­men­ge­fasst: Mari­na di Ceci­na lohnt sich auf jeden Fall für einen Tages­aus­flug. Wer in der Tos­ka­na ist und den Strand und das Meer liebt, kommt nicht um einen der Küs­ten­or­te her­um. Ceci­na ist ver­kehrs­tech­nisch gut ange­bun­den und somit zügig erreich­bar, die Strän­de und das Meer sind sau­ber und die Stra­ßen sehr gepflegt. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.

7. Tag: Tennis-Revance und “Hoch zu Ross”

Nach über 1200 Kilo­me­tern ent­schlie­ßen wir uns am letz­ten ech­ten Urlaubs­tag das Auto ste­hen zu las­sen. Einen wich­ti­gen Punkt haben wir uns auf­ge­spart und neh­men die­sen am Nach­mit­tag in Angriff. Doch vor­her powern wir uns noch eine Wei­le auf dem Ten­nis­platz aus.

Nach einem kur­zen Snack am Mit­tag ist es dann so weit. Nicht Coro­na, nicht die vie­len Kilo­me­ter, nein. Die­ser Moment ist es, vor dem ich den meis­ten Respekt habe. Mein ers­ter Aus­ritt zu Pfer­de im frei­en Gelän­de steht bevor. In der Hei­mat hat­te ich zuvor nur ein paar Run­den in der Hal­le gedreht, hier stand der ers­te ech­te Mei­len­stein für mich an. Mei­ne Freun­din hin­ge­gen ist eine erfah­re­ne Rei­te­rin. Mehr­mals in der Woche sitzt sie auf dem Pferd. 

Wir bei­de betre­ten die Stal­lun­gen mit zitt­ri­gen Knien. Wer von uns bei­den wegen der Auf­re­gung und wer wegen der Vor­freu­de zit­tert, ist nicht schwer herauszufinden. 

Doch es folgt ein atem­be­rau­ben­der Aus­ritt durch Oli­ven­hai­ne und Wein­ber­ge, der mei­ne Auf­re­gung ver­flie­gen lässt. Mein treu­er Beglei­ter für die Stun­de bei strah­len­dem Son­nen­schein, Mar­co­li­no, führt mich sicher über Stock und Stein. Der durch und durch schwar­ze Rap­pe mit lan­ger Mäh­ne folgt unse­rem erfah­re­nen Pfer­de­füh­rer, sodass ich kaum etwas machen muss. 

Unser Gui­de zeigt uns die schöns­ten Häu­ser der Gegend und beschert uns tol­le Pan­ora­ma­aus­bli­cke über die schö­ne Tos­ka­na. Nach­dem Ross und Rei­ter wie­der sicher an den Stal­lun­gen ankom­men, bedan­ken wir uns viel­mals bei unse­rem Gui­de für die­ses tol­le Erleb­nis und mach­ten uns frisch für das Abendessen.

Pferd mit Reiterin
So unge­fähr muss ich aus­ge­se­hen haben… Oder viel­leicht auch nicht.

Die Piz­ze­ria Il Pas­seg­ge­ro kann ich dir nur wärms­tens emp­feh­len. Von außen wirkt das Restau­rant unschein­bar und nicht wirk­lich ein­la­dend. Aber lass dich davon nicht täu­schen. Hier gibt es eine wahn­sin­nig gute Piz­za! Wenn du jedoch Lust auf Nudeln hast, bist du hier falsch. Aber die ita­lie­ni­sche Mafi­a­t­or­te gibt es hier in allen Varia­tio­nen. Trotz­dem Ach­tung! Scharf bedeu­tet hier auch scharf! 

8. Tag: Arrivederci — Der Corona-Roadtrip in der Toskana geht zu Ende

Es kommt wie es kom­men muss: Der letz­te Mor­gen bricht an. Wir packen unse­re Kof­fer, früh­stü­cken ein letz­tes Mal aus­gie­big und bre­chen nach Mai­land auf. Mit der Best-Of Udo Jür­gens Play­list auf den Ohren fah­ren wir ent­lang der Autostra­da 1 nach Nor­den und errei­chen den Flug­ha­fen Mai­land Lina­te. Auf Wie­der­se­hen Ita­li­en, auf Wie­der­se­hen Tos­ka­na. Wir kom­men auf jeden Fall wie­der. Dann hof­fent­lich ohne Corona-Einschränkungen!

Fazit

Zusam­men­ge­fasst lie­gen hin­ter uns hun­der­te Kilo­me­ter bei schwie­ri­gen Urlaubs­be­din­gun­gen. Vie­le Ein­schrän­kun­ge, deut­lich vor­sich­ti­ge­res Rei­sen. Doch es ist wie immer im Leben: Ach­te auf dich und dei­ne Mit­men­schen, dann hast du eine tol­le Zeit! Coro­na hat uns einen ent­spann­te­ren Urlaub beschert, als wir es erwar­tet hat­ten. Mein ein­deu­ti­ges Fazit also: Man kann Rei­sen, ent­schei­dend ist die Art und Wei­se! Bleib gesund! Stay tun­ed!

Was ist dei­ne Mei­nung zu Rei­sen wäh­rend Corona?

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